Für einige die nicht wissen, was Kunstradsport ist, hier eine kleine Gedankenstütze :
Das "Spielfeld" der Kunstradfahrer - die Fahrfläche - ist bei internationalen Wettbewerben 14 Meter lang und 11 Meter breit.
Für einen Wettbewerb stellen die Sportler eine Kür zusammen. Dabei wählen sie die Übungen aus einem internationalen genormten Reglement aus. Die maximale Anzahl der Übungen wird nach Altersklasse und Disziplin begrenzt.
Die Begleitmusik ist frei wählbar. Jede Übung hat eine bestimmte Wertungsziffer, d.h. Schwierigkeitsstufen. Die Summe der ausgesuchten Einzelübungen ergibt die "Schwierigkeitspunkte" der Kür. Sie werden beim Wertungsgericht eingereicht. Zu dieser Schwierigkeitspunktzahl erhält jeder Fahrer - gewissermaßen als "Vorschuß" - noch einmal eine "Grundpunktzahl" für die Ausführung.
Punktabzüge bei der Ausführung erfolgen z.B bei :
*bei schlechter Haltung
*bei Überfahren der Flächenbegrenzung
* bei Berühren des Bodens mit den Füßen oder gar Stürzen.
Die erreichte Gesamtpunktzahl ergibt sich schließlich, wenn die Summe der Fehler aus Schwierigkeit und Ausführung von der aufgestellten Gesamtpunktzahl abgezogen worden ist.
Die Anfänge
Bereits vor der Jahrhundertwende wurde Kunstradsport in den USA von Radakrobaten wie Nikolas Edward-Kaufmann und John Featherly betrieben und verdienten ihren Lebensunterhalt damit. War es zu jener Zeit eher die Beherrschung des Fahrrades und das Fahren einer bestimmten Wegstrecke, hat sich der Kunstradsport zu einer technischen Disziplin entwickelt, welche im Leistungssport auch vor Sportphysik und Sportpsychologie keinen Halt macht.
Wo wird Kunstradsport betrieben
Kunstradfahren wird überwiegend in den mitteleuropäischen Ländern wie Deutschland, Schweiz, Österreich, Tschechien, Frankreich und Belgien ausgeübt. Allerdings haben in den letzten Jahren Nationen aus dem asiatischen Raum, zum Beispiel in Japan, Hongkong, China und Malaysia nachgezogen. Gerade in dieser Region scheint sich insgesamt der Hallenradsport stärker zu entwickeln als in Europa.
Worauf es ankommt
Das Kunstradfahren stellt vor allem hohe Anforderungen an die technische und koordinative Fähigkeiten und Fertigkeiten des Sportlers. Präzise Ausführung der einzelnen Bewegungsabläufe, graziöse Körperhaltung, turnerische Elemente untermalt mit einer frei zu wählende Musikbegleitung macht die Ästhetik und Faszination der Sportart aus.
Im Kunstradfahren kennt man 4 Arten der Fortbewegung, das Niederradfahren vorwärts und rückwärts (Vorder - und Hinterrad berühren den Boden) und das Steigerfahren vorwärts und rückwärts ( nur das Hinterrad befindet sich auf dem Boden ).
Wettbewerbe
Wettbewerbe werden beim Kunstradfahren in verschiedenen Disziplinen ausgetragen: Einer-, Zweier-, Vierer- und Sechser-Kunstradfahren sowie Vierer- und Sechser-Einradfahren. Das Einer- und Zweier-Kunstradfahren ist dabei mit dem Geräteturnen vergleichbar. Es beinhaltet Sprünge, Gleichgewichts-, Kraft- und Halteübungen. Eine zusätzliche Schwierigkeit bei der Ausführung ist das wacklige Fahrrad.
Disziplinen
In den Disziplinen 1er und 2er Kunstradsport der Männer bzw. Frauen werden Weltmeistertitel und im Juniorenbereich Europameistertitel vergeben. Darüber hinaus werden in Deutschland, der absoluten Hochburg des Kunstradsports, nationale Meisterschaften im 4er und 6er Kunstradfahren der Männer und Frauen bzw. im 4er und 6er Einradfahren der Männer und Frauen ausgetragen. Die Meisterschaften werden auf Kreis-, Bezirks-, Landes- und Bundesebene , in den Kategorien Elite ( Männer und Frauen ab 18 Jahren), Junioren und Juniorinnen (15 bis 18 Jahre) sowie Schüler und Schülerinnen (bis 14 Jahre) ausgetragen.
Trainingsaspekte
Das günstigste Einstiegsalter für das Kunstradfahren liegt etwa bei 6-7 Jahren.
Zwischen 6 und 12 Jahren liegt die sensible Phase für die koordinative Schulung, daher wird hier in erster Linie die koordinative Fähigkeit geschult. Darüber hinaus erfolgt auch ein altersgemäßes Technik- und Konditionstraining.
Zwischen 13 und 16 Jahren erfolgt das Aufbautraining mit Verbesserung der speziellen Koordination, der speziellen Beweglichkeit, Intensivierung des Techniktrainings, allgemeines und spezielles Kraftraining, Spezialisierung für 1er oder 2er Kunstradsport. Der Trainingsaufwand beträgt 4 Trainingseinheiten pro Woche jeweils 2-3 Stunden.
Zwischen dem 15. und 16. Lebensjahr beginnt das Leistungstraining, Schwerpunkte sind hierbei komplexes Techniktraining, Feinform, gezieltes Kraft- und Ausdauertraining, mentales Training, Intensivierung des Trainings und Erhöhung der Wettkampfhäufigkeit. Der Trainingsaufwand beläuft sich dann zwischen 4 und 5 Trainingseinheiten pro Woche jeweils ca. 3-4 Stunden.
Ab 17 Jahren erhöht sich dann der Trainingsaufwand nochmals entscheidend, insbesondere wird auch die Wettkampfhäufigkeit angehoben. |